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Auf breiten Sohlen

W210 mit sechs Zwillingsreifen rückt starke Eichen

Die Zwillingsreifen „nur“ vorne an seiner Welte-Kombimaschine überzeugten Forstunternehmer Heinz-Gerd Grothues schonmal. Wenn die Bodenverhältnisse es erfordern, kann seit rund einem Jahr auch sechsmal doppelte Bereifung aufgezogen werden.

Eine Konsistenz „wie Knetgummi“ bescheinigt Grothues dem Boden in diesem kleinen Waldstück nördlich von Ahlen im westfälischen Münsterland. Klein, aber fein gilt für diesen Privatwald, und Straßennamen wie „Eichengrund“ und „Eichenhain“ im angrenzenden Ortsteil weisen auf die Ernte hin. Rund 400 Festmeter Eichenholz fielen bei der jetzigen Durchforstung an: Auf beeindruckend hohen Poltern sind beeindruckend starke Stämme gestapelt.
Nur wenige Zentimeter Eindruck hinterließ dagegen die Kombimaschine W210 aus der WelteSchmiede, gekonnt gesteuert von Fahrer Dieter Basel. Im März war es zwar einige Zeit trocken und warm, aber weich ist der Boden hier allemal. In seinem Forstunternehmer-Leben hat HeinzGerd Grothues so einiges gesehen – auch Maschinen, die für Bodenverhältnisse nicht geeignet beziehungsweise ausgerüstet waren: „Wenn es so weich ist, entstehen schnell tiefe Fahrspuren. Der Boden wird dann auch stark verdichtet – da steht das Wasser wie in einer Badewanne.“ 
Bei den Zwillingsreifen sieht der Unternehmer als größten Vorteil: „Sie erweitern das Zeitfenster, in dem wir fahren können. Lange Frostperioden sind immer seltener. Dann müssen wir nicht noch warten, bis es trocken genug ist.“ Zudem sind seine Maschinen im Umkreis von rund 50 Kilometern unterwegs und fahren auf Achse zu ihren Einsätzen. Das ist mit Ketten und Bändern nicht möglich. Die Zwillingsreifen werden vor Ort draufgesteckt, das dauert mit etwas Übung unter 30 Minuten.

Einfach montiert mit „Twin Tyre“

Dafür wird zum Aufstecken ein Montagebügel verwendet. Dieser hat oben einen Griff, an dem ihn der Greifer des Krans packen kann und passgenau in die Spezialfelge des „Einfach-Rads“ einschiebt. An dem Bügel sitzen drei Rollen, mit denen das Rad in die richtige Position für die Montage gedreht wird. Dann müssen pro Rad jeweils fünf Schrauben mit einem Akku-Schlagschrauber festgedreht werden – fertig. Diese Montage mittels „Twin Tyre System“ entwickelte die B.S.R. Bavaria Spezial Rad GmbH und im Betrieb Grothues hat sie sich bewährt.
Doppelt bereift bringt der W210 es auf 3,90 Meter Gesamtbreite: Durch die Kombination der 710 Millimeter breiten Standardbereifung mit den Zwillingsreifen werden die Schlappen auf jeder Seite gewaltige 1,25 Meter breit. Wie die dadurch vergrößerte Aufstandsfläche den Bodendruck verringert, ist sichtbar: Trotz vielfachem, vollbepackten Befahren des weichen Weges zeichnen sich nur zarte Spuren von vielleicht drei bis vier Zentimeter Tiefe ab. 

Minibagger sortiert vor

Das Arbeitsbild, das die Mitarbeiter von Grothues hier abgeliefert haben, ist ganz auf eine hohe und effiziente Rückeleistung ausgelegt: Gefällt werden die starken Eichen und einige Buchen motormanuell. Mit hydraulischen Fällkeilen legen sie die Stämme „fischgrätartig“ zur Gasse hin, das erleichtert schonmal das Zugreifen. Zum weiteren Vorliefern setzt Grothues einen Minibagger der Neun-Tonnen-Klasse ein, der sich abseits der Hauptgasse bewegt: Mit einem Sortiergreifer konzentriert dessen Fahrer die Abschnitte und das Kronenholz in Reichweite des Krans beziehungsweise der 14-Tonnen-Seilwinde vor. Das spart dem Rücker Zeit, der „muss nur noch zugreifen“, so Grothues.
Bei unserem Besuch muss noch einiges an Langholz aus dem Bestand auf die Polter an den Weg gerückt werden, deshalb ist der vordere Teil des patentierten zweigeteilten Kombikorbs beiseite gestellt. Heute spielt dessen hinterer Teil mit der integrierten und umklappbaren Klemmbank seine Stärken aus. Der Kran Epsilon Palfinger X140F 102 bringt 10,20 Meter Reichweite und ein Brutto-Hubmoment von 173 Kilonewtonmetern mit: Bei Auslieferung der Maschine im Herbst 2016 war er damit der stärkste und längste Forwarderkran aus dem Hause Epsilon Palfinger, mittlerweile sind auch 10,50 Meter Reichweite in der Kategorie Forwarderkran erhältlich.
Auf jeden Fall lupft er die starken Eichen ohne Mühe, und der Fahrer packt sich damit im besten Fall ein halbes Dutzend Stämme in die Klemmbank. Diese Klemmbank kann der Fahrer übrigens von seinem Sitz aus entriegeln und dann werkzeuglos mit dem Kran nach hinten umklappen. Dort dient sie dann als Rungenbank, und es kann zusammen mit dem vorderen Teil des Korbes Kurzholz gerückt werden.
Dem W210 mit seinem Sechszylinder-Deutz und 245 PS unter der Haube bereiten die starken und langen Eichen im Schlepptau keine Schwierigkeiten: Sanft gleitet die Maschine den Weg entlang und packt die Stämme auf die Polter – immer getreu dem Motto: Einer geht noch.

Männer und Maschinen für vielfältige Aufgaben

Heinz-Gerd Grothues gründete seinen Betrieb im Jahr 2004. Nach schwierigen Jahren in Folge der Wirtschaftskrise 2008 ist er aktuell gut aufgestellt: Sein Sohn Stefan Grothues, der das Unternehmen als Geschäftsführer leitet, ist auf Arbeiten im Forst sowie Garten- und Landschaftsbau spezialisiert. Dieter Basel rückt, und fünf weitere Mitarbeiter komplettieren das Team. 
Neben dem hier vorgestellten W210 aus dem Jahr 2016 stehen noch ein Vierrad-Welte im Stall sowie mehrere Schlepper unter anderem mit Seilwinden und Rückeanhängern. Ein breites Einsatzspektrum ermöglicht weitere Technik für Galabau, Wurzelroden und Flächenräumen sowie ein Kran für Spezialfällungen. Außerdem bietet das Firmengelände in Oelde-Stromberg Platz für die Produktion von Kaminholz. 

Der vollständige Artikel von Johanna Waid ist in der Forstzeitschrift "Forstmaschinen-Profi" erschienen, Ausgabe Mai2022