Löschrucksack für den Welte
Fire Fighter Box zur Waldbrandbekämpfung.
Der Fahrzeugbauer Welte präsentiert die "Fire Fighter Box" (FFB) als Anbaugerät für Schlepper.
Ende Januar stellte Welte-Geschäftsführer Joscha B. Nühnen das FFB-System Pressevertretern vor. Auch Prof. Dr. Johann Georg Goldammer war vor Ort in Umkirch. er ist Leiter des Zentrums für Globale Feuerüberwachung (Global Fire Monitoring Center - GFMC) und der Arbeitsgruppe Feuerökologie des Max-Planck-Instituts für Chemie, Albert-Ludwig-Universität Freiburg i.Br. Goldammer referierte über Allgemeines zu Waldbrandgefahr und Feuerwehreinsätzen. Der Professor erklärte, dass das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zwar eine Waldbrandstatistik erhebt, diese allerdings keine Brände auf offenen Flächen (Offenlandbrände) erfasst. Goldammer berichtete, dass 60 Prozent der Waldfächen zu trocken seien und das Klima sich ändere - und der Wald eben auch. Die Frage. ob es eine große Waldbrandgefahr gebe, sei also eindeutig mit "Ja" zu beantworten. Deshalb wurde von der Feuerwehr Freiburg die "Task Force Waldbrand " gegründet. Die Frage war: Was passiert, wenn es im Wald brennt? Mit Bodenfeuern gehe es los, Kronenbrände seien eher selten.
Goldammer ist der Meinung, dass eine Partnerschaft von Feuerwehr und Forst angestrebt werden sollte, denn großes Gerät alleine reiche bei Waldbränden oft nicht aus. Aktuelle Feuerwehrfahrzeuge seien im Gelände ungeeignet, der Versorgungsleitungsaufbau sehr aufwendig, viel Wasser in den Leitungen bleibe ungenutzt. Deshalb müsse Geländetechnik her.
Manche Forstunternehmer behelfen sich im Waldbrandfall mit einem Güllefass; das alleine bringt aber nicht viel und wird auch von Feuerwehren ungern gesehen, da die Ausrüstung kontaminiert wird. "Das hilft am Wegesrand und in direkter Umgebung, aber nicht in der Fläche", meint Goldammer.
Große Wassermengen ins Gelände
Die Idee zur FFB wurde im Jahr 2018 geboren, schon früh gab es erste Gespräche mit Johann Goldammer. Der Plan war, große Mengen Wasser ins Gelände mitzunehmen, denn Wasser ist im Wald Mangelware. Das Ziel ist also, den Brandherd schnell zu erreichen - und zwar sowohl auf der Straße als auch auf Wegen und im Bestand.
Herausgekommen ist mit dem FFB-System quasi ein "Löschrucksack für (Forst-) Schlepper". Es wird per Anhängerkupplung oder Dreipunktaufnahme am Forstspezialschlepper adaptiert. Die FFB ist aber nicht nur für Welte-Besitzer interessant: Als Trägermaschine kann auch ein Standard-Schlepper mit mindestens 75 PS dienen, der Betrieb ist per Hydraulik oder Zapfwelle möglich. Der Forstspezialschlepper hat allerdings den großen Vorteil des aufgebauten Krans - damit ist es möglcih, Hindernisse aus dem Weg zu räumen und Platz zu schaffen.
Die FFB ist in drei verschiedenen Größen zwischen 300 und 1600 Litern Wassertankvolumen lieferbar, der Prototyp fasst 1300 Liter. Die "Fire Fighter Box" kann mit einem Hochdruck- oder Niederdrucksystem ausgerüstet werden - sowohl einzeln als auch in Kombination. Bei dem Prototyp ist eine Hochdruckpumpe mit einem Fördervolumen von zwei bis 36 Liter pro Minute bei 170 Bar Druck verbaut. Ziel hierbei ist es, das Wasser zu zerstäuben, da durch die vielen Wassertropfen eine größere Wasseroberfläche entsteht, die das Feuer effektiv bekämpft. Trotzdem ist ein Wasserstrahl bis über 20 Meter Weite möglich. Das Niederdrucksystem hat eine Förderleistung von 50 bis 130 Liter pro Minute bei 20 Bar Druck. Bis zu 50 Meter selbstaufspulender Hochdruckschlauch mit Hochdruckpistole stehen für Punkt- und Sprühstrahl bereit.
Viele sinnvolle Details
Weltes FFB-System verfügt über viele interessante Lösungen und pfiffige Details. Dazu gehören unter anderem:
- Am Prototyp ist für die Straßenfahrt hinten eine LED-Beleuchtung montiert. In dieser Variante ist die FFB 2500 Millimeter breit und in der Höhe über die Heckhydraulik verstellbar. Das verspricht eine gute Geländegängigkeit.
- An der FFB ist vorne und hinten gut sichtbar ein Füllstandsrohr angebracht, damit die Bediener immer über die Wassermenge informiert sind.
- Über einen C- oder B-Rohr-Anschluss kann das System an einem Hydranten oder bereitstehenden Fauerwehrwagen befüllt werden. Es ist aber auch eine Befüllung durch einen Deckel oben auf dem System möglich. Ein kleiner Wasserhahn am Heck ist für die Befüllung von Löschrucksäcken vorgesehen. Professor Goldammer empfiehlt, dass Forstleute Feuerweste, Hacke und Löschrucksack dabeihaben sollten.
- Je nach Einstz wird von der Feuerwehr ein Löschmittelzusatz genutzt. Dieser kann in einem 30-Liter-Zusatztank untergebracht werden.
- Beim Prototyp wird die FFB mit einem Hilfsrahmen am Welte-Klemmbankheckschild adaptiert. Dabei ist der Hilfsrahmen an der Dreipunktaufnahme des FFB-Systems eingehängt und die am Hilfrahmen verschweißte Zugöse in der Anhängetasche des Heckschilds verbolzt. Die Dreipunktaufnahme ist am FFB-Systemn serienmäßig, sodass eine Adaption an jedem Standardschlepper ab 75 PS möglich ist.
- Beim Prototyp wird die Hochdruckpumpe hydraulisch angetrieben. Es ist aber plaztmäßig so lonstruiert, dass eine weitere Pumpe für den Zapfwellenantrieb angebaut werden kann.
- Mit einer Einstellschraube lässt sich der Druck an der Pistole einstellen, das Manometer zeigt den tatsächlichen Druck an.
- Auf Wunsch kann hinter dem FFB-Tank ein Stellplazt für zwei Personen (Pritsche) angebracht werden.
Das FFB-System mit Welte-Forstspezialschlepper könnte für viele auch durch seine Vielseitigkeit interessant sein. Neben feuerwehrtechnischem ist auch der kommunale oder forstwirtschaftliche Einsatz möglich - natürlich nicht streng abgegrenzt, sondern alles miteinander kombinierbar. Deshalb sieht Welte die FFB als eine lohnende Anschaffung für Kommunen, Gemeinden und andere.
Die ersten FFB-Systeme sollen bereis in diesem Sommer ausgeliefert werden.
Der vollständige Artikel ist in der Forstzeitschrift "Forstmaschinen Profi" erschienen, Ausgabe April 2021.