Welte

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Aus vier mach eins

Welte-Forstspezialschlepper werden seit Langem für ihre Flexibilität gelobt. Die Kombimaschinen bieten vielseitige Anpassungsmöglichkeiten je nach Schwerpunkt der Rückeaufgaben - ist es mehr Langholz oder Kurzholz und in welchen Anteilen? Dabei kann so ein Welte schnell mal mehrere andere Maschinen ersetzen. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel haben wir unlängst im oberbayerischen Egmating vorgefunden.

 

Andreas Zimmermann war bis vor kurzem nur der Sohn eines Forstunternehmers. Den Rückebetrieb hatte nämlich
sein Vater Georg. Andreas war zwar mit der Arbeit im Wald aufgewachsen, hatte aber eine Ausbildung zum Industrieelektriker gemacht und arbeitete auch in diesem Gebiet. Leider ist sein Vater vor knapp zwei Jahren verstorben. Da galt es eine Entscheidung zu treffen, wie es mit der Firma weitergehen würde und was mit dem Fuhrpark geschehen sollte. Der war für ein Ein-Mann-Unternehmen gar nicht mal so klein: Da gab es einen alten Valmet 820 Forwarder, einen IHC-Seilschlepper und noch einen Valtra nebst Tieflader zum Umsetzen. Das Material wollte natürlich auch gewartet und unterhalten werden, abgesehen vom Platzbedarf.

Mutige Entscheidung

Was würden Sie tun, wenn Sie einen gut bezahlten Job in der Industrie hätten und vor der Entscheidung
stünden, ob Sie sich in diesen Zeiten als Holzrücker selbstständig machen sollen? Vermutlich würden viele Menschen an dieser Stelle abwinken und den komfortableren Weg wählen. Nicht so Andreas Zimmermann – den 34-Jährigen lässt die Liebe zur Waldarbeit nicht los und so hat er sich zu einem großen Schritt durchgerungen: Er hat den gesamten alten Maschinenpark verkauft und in eine nagelneue Kombimaschine von Welte investiert. Seine Arbeitsstelle hat er im Moment noch nicht gekündigt, sondern betreibt das Forstunternehmen Zimmermann derzeit nach Feierabend. Auf Dauer ist so eine Doppelbelastung natürlich nicht zu stemmen. Aber er möchte erst einmal schauen, wie es sich anlässt mit den Aufträgen
und der neuen Technik.

Seltene Konfiguration

Dabei hat er sich für die kleinste Baureihe von Welte entschieden. Wobei der Begriff „klein“ für die Welte W 130 auch ziemlich relativ ist: Immerhin mobilisiert der Volvo-Vierzylinder in Abgasstufe 5 hier auch schon mehr als ausreichende 140 kW. Innerhalb dieser Maschinenreihe hat er eine relativ seltene Variante gewählt: Der WelteW 130 T mit einem „T“ wie Tragschlepper tauchtbisher sogar im offiziellen Welte-Prospekt nur am Rande auf.
Wie der Name schon sagt, soll diese Maschine als vollwertiger Forwarder taugen. Dafür besitzt er mit 4,41 m den mit Abstand längsten Hinterwagen von den Sechsradmaschinen dieser Serie. Als eine echte Besonderheit darf gelten, dass es
hier gar keinen klassischen Rungenkorb gibt, den man in einem Stück abnehmen könnte. Stattdessen
sind die vier Rungenstöcke einzeln gesteckt. Mit den langen konisch zulaufenden Bolzen ist dafür auch gar keine weitere Verriegelung nötig. Je nach Steckplatz lässt sich der Laderaum für Einzelsortimente von 3 bis 6 m Länge nutzen oder für
zwei Stapel á 2 oder 2,5 m. Ohne den zusätzlichen Längsrahmen gewinnt er an Ladequerschnitt: Bei Standardlängen 5,10 m beträgt die Kapazität hier rund 15 Fm. Natürlich erfordert das Ein- und Umstecken der Rungen eine gewisse Fertigkeit beim
Kranfahren, aber dafür spart man sich bei dieser Konstruktion auch fast 2 t Maschinengewicht gegenüber einem klassischen Korb. Welte hatte dieses System früher schon mal im Portfolio, allerdings war es für einige Jahre in Vergessenheit
geraten. Zwischendurch gab es auch einmal eine Variante mit einzelnen Steckrungen, wie man sie von normalen Rückewagen her kennt. 

Kranarbeit

Dass Andreas Zimmermann mit dem Kran umzugehen weiß, wird heute sehr schnell klar. Wir sind in einem „hageldichten“ Privatwald südlich von München unterwegs, wo man sogar nach erfolgter Durchforstung noch ganz genau arbeiten muss, um die Sortimente zwischen den eng stehenden Fichten hindurchzuzirkeln. Er bedient den langen Kran Epsilon S110 F101 mit einer Geschwindigkeit und Geschmeidigkeit, dass ein Außenstehender niemals glauben würde hier sei ein Teilzeit-Unternehmer am Werk. Weil er immer schon viel den Forwarder im Betrieb gefahren ist, hat er sich bei Welte die Minihebel von Excidor
einbauen lassen. Die halten noch jede Menge frei belegbare Knöpfe bereit, falls jemand mit einem Fällgreifer oder Harvesterkopf am Forwarder experimentieren will. 
Aber bleiben wir erst mal bei seinem Hauptgeschäft. Das ist tatsächlich in den meisten Fällen Kurzholz in relativ kleinen Partien aus Privatwäldern. Ziemlich häufig fährt er dabei hinter Florian Haas aus dem nahegelegenen Berganger her, dessen Forstbetrieb sich auf die Holzernte mit Neuson-Baggerharvestern verlegt hat. So ist es auch bei diesem Einsatz. Die Kranreichweite des Welte mit 10,1 m macht es aber sogar in vielen Fällen möglich, händisch aufgearbeitetes Kurzholz zu
rücken. Im vergangenen Jahr hatte Andreas Zimmermann nur rund 10% seines Auftragsvolumens als Langholz zu bringen. Das lässt sich auch schön daran erkennen, dass die Seile und Einlaufrollen seiner HZM 14-Doppelwinde am Heck noch ziemlich neuwertig aussehen. Das war für ihn absehbar, deswegen hat er auch ganz bewusst auf ein Rückeschild an der Maschine verzichtet. 

Sortimente

Sollte doch einmal Langholz vorkommen, ist der Welte mit seiner Standard-Aufnahme für eine Klemmbank direkt über dem hinteren Achsbogie ausgerüstet. Für bessere Sicht dorthin lässt sich auch das Stirngitter nach dem gleichen Prinzip wie die Rungenbänke abheben. Eine solche Klemmbank besitzt Zimmermann aber (noch) gar nicht, sondern behilft sich mit einer gebrauchten Klemmrunge an dieser Stelle. Das ist im Moment ausreichend und bei Bedarf ist die Profi-Lösung im Handumdrehen nachgerüstet. 
Warum kommt Zimmermann jetzt aber genau auf die Firma Welte und diesen Maschinentyp? Wie so oft bei den Maschinen aus Umkirch, spielt der Fahrantrieb eine entscheidende Rolle: Welchen Forwarder kann man sonst mit 40 km/-Zulassung
bekommen und diese Geschwindigkeit auch problemlos fahren? Diese Kombination in Verbindung mit dem famosen SIB 3.0-Getriebe ermöglicht es für den Jungunternehmer erst wirklich aus vier Fahrzeugen eines zu machen. Geschwindigkeit bringt nicht nur Zeit innerhalb der Hiebe, wenn einzelne Sortimente mit wenige Anfall weiter zusammengefahren werden müssen.

Privatwaldmaschine

Beim Umsetzen zur nächsten Privatwald-Baustelle ist er jetzt genauso flott unterwegs wie vorher mit seinem Tiefladergespann und spart sich noch das Verladen zusätzlich. Hoffentlich macht ihm die harte Arbeit im Forst soviel Spaß, dass Andreas
Zimmermann und seine gelbes Multi-Tool der Forstwirtschaft erhalten bleiben. 

Der vollständige Artikel von Heinrich Höllert ist in der Forstzeitschrift "Forst & Technik" erschienen, Ausgabe März 2022