Welte

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Bär vom Hotzenwald

Im Südschwarzwald liegt der Hotzenwald, der schon im Mittelalter als raues, schwer zugängliches Gebiet bekannt war. Im nördlichen Teil erheben sich die Gipfel über 1000 m hoch. Hier liegt auf 900 m Höhe die Gemeinde Dachsberg, in der Forstunternehmer Dirk Bär zuhause ist. Wir haben ihn im Einsatz am Steilhang besucht.

 

Der südliche Teil des Hotzenwaldes fällt eigentlich sanfthüglelig zum Hochrhein hin ab. Die sanften Wiesen werden aber unterbrochen von schluchtartigen Tälern wie dem Albtal und dem Murgtal, deren Hänge so steil sind, dass die Talstraßen bei Holzerntemaßnahmen ganz oder teilweise für den Durchgangsverkehr gesperrt werden mussten. Zu groß die Gefahr von Steinschlag oder Baumbruch. Besonders in den Trockenjahren 2019 und 2020 ist anden Talhängen der Baumbestand großlächig abgestorben. An den Steilhängen fließt das Regenwasser einfach viel zu schnell ab. Die Symbiose von Wurzelwerk und Geröll, die sich gegenseitig halten, gerät aus dem Gleichgewicht.

Straßensicherung

Damit die Gefahr wieder reduziert wird, führt die Firma Bär gerade am Albtalhang oberhalb von Tiefenstein eine Maßnahme durch. Es gilt, den abgestorbenen Bestand zu fällen, das nutzbare Holz zu entnehmen, und den Hang so zu hinterlassen, dass Geröll möglichst aufgehalten wird und die Naturverjüngung optimale Bedingeungen vorfindet. 
Drei Welte-Maschinen von Bär arbeiten unabhängig voneinander in kleinen Teams. Hans-Jörg Bär, der Senior, fährt einen W130M und arbeitet mit einem Forstwirt zusammen. Ein alter verwachsener Weg musste mittels eines Baggers erst zu einer Rückegasse verbreitert werden, damit der Skidder überhaupt in den Hang einfahren konnte. Unterhalb des W130 fällt ein Forstwirt die abgestorbenen Bäume motormanuel. Die größeren Bäume werden hangaufwärts zum Schlepper hin gefällt, sodass der Fahrer die Stämme mit dem Kran greifen oder mit der Winde hochziehen kann. Die schwächeren Bäume werden so zu Fall gebracht, dass sie quer zum Hang liegen. Dort sollen sie dann bleiben, um Geröll abzufangen, und den nachwachsenden Bäumchen Schatten und Schutz zu geben. Die größeren Exemplare werden gepoltert. Am Polterplatz
werden die Bäume gleich mit dem Harvesterkopf entastet, gekappt und sortiert. Die lose Rinde der abgestorbenen Bäume fällt
beim Entasten komplett mit ab.

Der Bärenhof

Weiter oben, außerhalb des Steilhangs unterhalten wir uns mit Dirk Bär über seine Firma, den Bärenhof. Zum Bärenhof gehören auch eine Landwirtschaft, eine Schnapsbrennerei und ein Hofladen zur Eigenvermarktung der Erzeugnisse. Das
Hauptgeschäft ist aber der Forstbetrieb. 
Den hat Vater Hans-Jörg Bär, eigentlich gelernter Schreiner, 1997 gegründet. Er hat sich auf dem zweiten Bildungsweg
zum Forstwirt qualifiziert. Sohn Dirk hat Landmaschinenmechaniker gelernt. 2006 hat er beim Vater angefangen. 2008 gründeten Vater und Sohn eine GbR. Im Jahr 2019 gab es dann einen kompletten Rollentausch. Sohn Dirk wurde Geschäftsführer, und Vater Hans-Jörg arbeitet seitdem mit, ebenso wie Jörgs Frau Sandra. Die ist so sehr dabei, dass sogar das Hochzeitsbild auf Welte-Maschinen entstanden ist. Das muss man erstmal schaffen!
Das Unternehmen beschäftigt derzeit sechs Vollzeit- und eine Teilzeitkraft. Drei Mitarbeiter sind Forstwirte, die anderen
Quereinsteiger mit forstlicher Schulung. Drei Arbeitskräfte sind aus Rumänien und seit vielen Jahren gut in die Forstarbeit
und den Betrieb integriert. 
Kerngebiet des Forstunternehmens ist der Hotzenwald mit seinen höchst unterschiedlichen
Geländeformationen. Das Tätigkeitsgebiet der Firma ist aber viel größer, es umfasst den gesamten Landkreis Waldshut, und reicht über den Südschwarzwald hinaus bis ins französische Elsass.
Die Firma Bär hat überwiegend Privatkunden, ist aber auch im Gemeinde- und Staatswald tätig und bietet grundsätzlich
alle forstlichen Aufgaben an. Nachgefragt werden aber hauptsächlich Holzerntemaßnahmen. Und da wiederum ist die Nachfrage nach Maschinenarbeit groß. Dirk Bär nimmt aber auch Kleinaufträge an. „Das gehört zur Kundenpflege“, sagt er.
In Sichtweite ist ein Privatwäldchen, armdicke Stämme, 20 m hoch, dicht an dicht, wie auf einer Plantage. Wir fragen,
wie es mit Durchforstungen läuft, angesichts dieser großen Maschinen. „Der Trend geht hier zu großen Rückegassenabständen
von 40 m“, führt Jörg Bär aus. „10 m weit können wir mit unseren Kranen mit dem Harvesteraggregat von jeder Seite aus in den Bestand hineingreifen. Den verbleibenden Mittelstreifen fällen wir motormanuell“.

Die Anfänge

Angefangen hat 1997 alles mit einem Deutz-Intrac mit einer Ritter-Forstseilwinde. Erst zur Aufarbeitung der Schäden
des Sturms „Lothar“ 1999 wurde der erste Welte W115 angeschafft. Der hatte als Kran noch den damals von Welte selbst
hergestellten SRK 6 und noch eine mechanisch angetriebene Winde. Schon 2008 schaffte man dann noch einen weiteren
Welte, einen W210-Dreiachser an, damals noch mit Lastschaltgetriebe, und ließ den Schlepper gleich mit einem LogMax-Erntekopf ausrüsten. 
Also hatte man schon zwei Welte-Maschinen. Die Aufträge wurden mehr und die Diversität auch. Im Hotzenwald
gibt es sowohl Einsatzfälle, die man mit einem Erntekopf besser bearbeitet, als auch Einsätze wie den heutigen, wo kein Weg
an motormanueller Teamarbeit vorbeigeht, und der Erntekopf nur bei der Aufarbeitung der Stämme am Polterplatz gebraucht
wird. 

Einmal Welte, immer Welte

Den Trend zum Dreiachser hat Bär früh erkannt: Mehr Bodenschonung, mehr Griffigkeit, und bessere Standfestigkeit bei der
Kranarbeit. Zudem wurden in immer mehr Ausschreibungen 3-Achser vorgeschrieben. 2011 war es dann an der Zeit, den in die
Jahre gekommenen Welte W115 durch einen neuen W130, auch mit Tandemachse, zu ersetzen. 2013 musste der W210
mit Lastschaltgetriebe einem neuen W210 mit Hydrostat weichen. 2017 ersetzte Bär auch den W130 durch einen neuen W130
mit Volvo-Motor und Tier IV-Abgasbehandlung, sowie einem Palfinger-Kran.
Die Firma Bär ist immer bei Welte geblieben. „Wir sind zufrieden mit den Welte-Maschinen. Es gibt keinen Grund, das Fabrikat zu wechseln“, sagt Dirk Bär. Zu Beginn der Käfer- und Trockenheitsplage 2019 legte sich Bär wegen der hohen Nachfrage noch einen gebrauchten W130-Dreiachser zu. Ab da waren es drei Welte-Maschinen im Unternehmen.
2021 ersetzte Bär einen W130 durch den neuen, stärkeren W210. Dieser hat einen Sechszylinder-Deutz-Motor der Abgasstufe
Tier V, Arbeitshydraulik und Fahrantrieb arbeiten vollhydrostatisch. Der Fahrersitz kann elektrisch gedreht werden. Das ist besonders praktisch in Hanglagen. Kameras vorn und hinten vermeiden tote Winkel, erleichtern so die Arbeit und beugen
Unfällen vor. 

Der neue W210

Die Standheizung wärmt die Kabine schon vor dem Schichtbeginn, ebenso wie den Motor. Das senkt den Verschleiß und
spart Treibstoff. Der Fahrersitz ist flächengedämpft und schont den Rücken. Altbewährt ist die Doppeltrommelwinde mit
2x8 t Zugkraft. Die Klemmbank fasst 1,6 m2. Aufgebaut ist ein Kran Epsilon X140 F102 mit Tilt. Der Rungenkorb hat ein klappbares Stirngitter. Dadurch lässt sich der Kran auch bei aufgebautem Rungenkorb voll neigen. Kernstück ist das
Harvesteraggregat Logmax 5000 an einer Schnellwechselkupplung GMT C-10. Sie erhöht die Flexibilität, falls das Harvesteraggregat einmal nicht benötigt wird.
So präsentiert sich Dirk Bär mit seinem Team stolz vor seinem neuesten Welte W210. Wir wünschen weiterhin viel Erfolg!

Der vollständige Artikel von Johannes Sebulke ist in der Forstzeitschrift "Forst & Technik" erschienen, Ausgabe April2022