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Wendig, standfest und kräftig soll er sein

Forstunternehmer Martin Müller testet Prototyp des "W190K"

Hochschwarzwald, das bedeutet steile Hänge, tiefe Täler, enge und kurvige Wege sowie oft sehr starke Bäume, darunter viele Tannen. Das ist es, womit das Forstunternehmen Martin Müller aus Häg-Ehrsberg überwiegend zu tun hat. Für ein solches Arbeitsumfeld bedarf es entsprechender Technik: stark, standfest und wendig soll sie sein. Im letzten Jahr hat das Unternehmen eine neue Maschine von Welte bekommen, die das leisten soll. Nach den ersten Monaten des Einsatzes können Unternehmer und Maschinenbauer eine positive Bilanz ziehen. 

Franz Müller hat mit seinem Vater, im Nebenerwerb, noch mit Ochsen gerückt. Der Einstieg in die maschinelle Holzrückung war ein 17 PS-Schlepper, der nächste hatte schon 35 PS und Allradantrieb. Es folgte ein Unimog. Aber dann kam auch schon der erste Welte, ein "Junior". 1982 war das. Da baute das 1952 gegründete Unternehmen aus dem etwa eine Fahrstunde entfernten Umkirch schon 17 Jahre lang vierradgetriebene Forstspezialmaschinen. Seitdem blieb man dem Hersteller treu und hat bei so mancher Maschinenentwicklung mitgewirkt. Ein Grund für die Treue ist die Robustheit der Maschinen. Auch wenn man diese einmal 18 000 Betriebsstunden hält, hätten sie nur dort Reparaturbedarf, wo man es wegen der hohen Beanspruchung von Forstmaschinen erwarten muss. 

Seit 1. Januar 2017 ist nun Martin Müller Chef, übrigens eine erstaunliche Parallele zu Welte Fahrzeugbau, denn auch Werner Nühnen hat seine Firma im letzten Jahr an seine Söhne Joscha B. und Maik übergeben. 

Das Forstunternehmen Martin Müller hat aktuell folgende Forstmaschinen (alle von Welte): 

  • zwei "W210",
  • "W150",
  • zwei "W230",
  • "W180",
  • "W240" als Kombimaschine für die in geringerem Umfang anfallenden Arbeiten im Kurzholzbereich,
  • "W130 K" und 
  • einen "W190 K". 

 

Der "W190 K" ist dabei quasi "maßgeschneidert". Starkes Holz und meist steile Lagen, das ist das Arbeitsumfeld, in dem sich die Firma Müller überwiegend bewegt, da sich ihr Aktionsradius weitgehend auf 50 km um den Firmensitz im Hochschwarzwald beschränkt. Da brauchen die Maschinen viel Kraft und Standfestigkeit, müssen gleichzeitig aber auch möglichst wendig sein. Bisher bevorzugte man die Welte-Maschinen mit Sechszylinder-Motoren, vor allem wegen ihrer starken Kräne. Aber auch bei Welte wurden die Maschinen durch die immer aufwendigere Abgasreinigung länger. 

Eine Alternative wären die Vierzylinder-Maschinen des Herstellers, also die "W130"-Reihe, neben den generellen Vorbehalten gegenüber den "kleinen Motoren", die mit 5,1 l Hubraum 190 PS statt 245 PS beim 61-Sechszylinder haben, aber immerhin ein stattliches Drehmoment von 840 Nm - kam für Müller "erschwerend" hinzu, dass die für den "W130" angebotenen Kräne der "Epsilon S-Serie" für seine Arbeitsaufgaben nicht in jedem Fall über ausreichend Kraft verfügen könnten. Dann könne man zum Beispiel schwere Stämme nicht sauber um die stehenden Bäume herum heben, was Schäden am verbleibenden Bestand verursachen kann. Bestandespflegliche Arbeit sieht Müller jedoch als wichtigen Teil seiner Leistungen. 

Im Grunde war damit der Lösungsansatz schon geboren: der Vorderwagen des kompakteren Vierzylinders (entsprechend  "W130") wurde mit dem Hinterwagen des Sechszylinders (entsprechend "W210") und damit mit dessen starken Kränen und seiner leistungsfähigeren Hydraulikpumpe kombiniert. Dass der Antrieb - bei weiter 190 PS - auf Zugkraft hin optimiert wurde und dadurch die Spitzengeschwindigkeit von 35 auf 25 km/h sank, stört Müller nicht, denn seine Maschinen werden ohnehin nur auf kurzen Strecken auf eigenen Rädern umgesetzt. Für längere Strecken nutzt man den eigenen Tieflader. 

Dagegen profitiert man von einigen der bauartspezifischen Vorzüge des Vierzylinders. So ist dessen Motorhaube niedriger und kürzer, weil der ohnehin kürzere Motor (Volvo Penta) auch ohne Partikelfilter Euro 4 final schafft. Insgesamt ist der Vorderwagen kompakter, gut für das Wenden auf engen Wegen. 

Weiterhin kann der Vierzylinder im Gegensatz zum Sechszylinder mit dem in Fahrt schaltbaren Zweigang-Automatikgetriebe ("SIB") kombiniert werden, was nach Auskunft des Bedieners die Fahrten deutlich erleichtert. Laut Welte hat die Maschine auch im zweiten Gang sehr viel Kraft. Dazu trägt bei, dass der "W190" im Gegensatz zum "normalen" Vierzylindermodell über zwei Fahrmotoren verfügt. Auch mit Moorbändern werden so mehr als ausreichende Fahrleistungen erzielt. 

Die Kabine ist zwar kleiner als bei den Sechszylinder-Modellen, aber seit der Überarbeitung vor einiger Zeit immer noch deutlich größer als beim Vorgänger. Die holmenlose hintere Scheibe des "W190" sorgt für einen ungestörten Blick auf das Arbeitsfeld. Hinzu kommt die kürzere und flachere Motorhaube, die auch nach vorne eine bessere Sicht auf das direkte Umfeld der Maschine ermöglicht. 

Den Prototypen des "W190 K" bekam der Betrieb im November des letzten Jahres. Dieser ist mit dem 10,2 m-Kran (Palfinger "Epsilon X140 F102") mit 119 kNm Lastmoment und 43 kNm Schwenkmoment), der Doppelseilwinde (2x 8 t) und einer Klemmbank ausgerüstet. Um realistisch bewerten zu können, ob die Leistung der einer Sechszylindermaschine entspricht, wechselte zunächst ein "W210W-Fahrer auf den "Neuling". Dabei habe es keine größeren Umstellungsschwierigkeiten gegeben. Nach einiger Zeit, als der Fahrer wieder auf seine alte Maschine zurückwechseln sollte, hatte er sich jedoch an die Vorzüge des "Mischwesens" gewöhnt und tat sich entsprechend schwer. 

Auch der aktuelle Fahrer zeigt sich überzeugt von dem Modell, das laut Welte das "Beste aus zwei Welten" vereinen soll. 

Der vollständige Artikel ist erschienen: IB, Holz-Zentralblatt / SA-Forsttechnik, Ausgabe Juni