Welte

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Ausführung für Frankreich

Die Firma Welte Fahrzeugbau hat zum ersten Mal einen Forstspezialschlepper mit einer Bonnier Seilwinde für den französischen Markt ausgestattet. Es handelt sich um einen W130, der an das Forstunternehmen Michel Krebs ging. Beizugsentfernungen von 200 m und mehr sind für ihn keine Seltenheit.

Die Kranarbeit entscheidet in der Regel bei einem Forstspezialschlepper über dessen Wirtschaftlichkeit. Entsprechend hoch entwickelt sind auch die Welte-Kransysteme, was Robustheit, die Regelbarkeit und die Energieeffizienz betrifft. Das wusste auch Michel Krebs, Forstunternehmer in Bärenthal im nördlichen Elsass an der Grenze zu Lothringen, als er 2012 einen W130 4x4 kaufte und zufrieden damit arbeitete. Aber er lag Welte immer in den Ohren: „Euer W130 ist ja super, aber das Heck mit Klemmbank und Winde, das ist für unsere Verhältnisse hier zu leicht, das müsste für hier ganz anders aussehen, viel schwerer und überhaupt…“
Um das zu verstehen, muss man nach Frankreich fahren und den Unternehmer besuchen. Zumal der neue Welte W130 FR, in den seine Fach- und Ortskenntnisse eingeflossen sind, sich schon zwei Monate bewährt. Man muss einige Kilometer auf geschotterten Forstwegen bergauf fahren, bis man zum Einsatzort kommt. Die Hänge sind steil und verblockt, nicht befahrbar. Und wenn man dem Forstunternehmer Krebs an den Seilen hangabwärts folgt, 50m, 100m, 200m und mehr, dann sieht man noch lang keine andere Forststraße quer zum Hang wie im gut erschlossenen Deutschland, sondern weit und breit nur manuell gefällte Buchen, Fichten und Föhren.
Der Forstschlepper ist längst hinter Bergkuppe, Felsblöcken und Buschwerk verschwunden. Gut, dass die Funkverbindung auch diese Verhältnisse meistert, und das der Schlepper oben am Hang steht wie gewachsener Fels.

Krebs arbeitet mit zwei Seilen gleichzeitig. Er bindet so viele Stämme wie möglich an - und dann geht es wieder an die 200 m hinauf. Krebs ist drahtig und schnell wie ein Bergsteiger. Uns wird ziemlich warm beim Anstieg. „Das ist meine Basisarbeit hier“, sagt er, „daher ist die Frankreichausführung nötig.“
Oben geht es dann flott weiter: ein Knopfdruck, das Heckschild löst sich vom Boden. Ein ganzes Stammpolter hängt im Greifer und in den Seilen, und ab geht es zum Polterplatz, heute mit einer riesigen Staubwolke, so trocken ist der Boden. An der Forststraße wird sofort sortiert und gepoltert. „Dafür brauche ich den Rückekran, so wie Welte ihn bietet, mit Kraft, Wendigkeit, und gutem Handling.“ Vorzüge wie TIER 4 final, zwei hydrostatische, in Bewegung schaltbare Gänge, zwei Türen und viel Platz in der Kabine werden gern angenommen, aber nicht mehr extra erwähnt. „Und das Fahrzeug ist kein so riesenschweres Monstrum“, fügt ein Besucher seinen Eindruck ein. „Aber meinem Förster ist dieses Fahrzeug immer noch zu groß!“, entgegnet Krebs.
Ganz wichtig für den Pionier Krebs ist die Kranarbeit. Aufgebaut ist ein Kran S110R von Epsilon mit zwei Ausschüben. Dieser schwere Rückekran hat ein Nettohubmoment von 97 kNm und ein Nettoschwenkmoment von 33 kNm. Ideal zum Beiziehen, Längspoltern und Sortieren. Welte hat bezüglich der Kranarbeit auch überhaupt keine Kompromisse gemacht.

Der Kran sitzt auf einem Portalgestell, das Raum gibt für eine Seilwinde, die in Frankreich wegen ihrer Einfachheit und Robustheit legendär ist: Die TCM-Bonnier-Winde. TCM ist der Name der in 2010 gegründeten Firma in Mayenne, die die Herstellung, die konstruktive Betreuung und den Service der seit 40 Jahren bewährten Bonnier-Winde übernommen hat. Diese Doppeltrommelwinde hat eine maximale Zugkraft in der unteren Lage von 2x16t. Der hydrostatische Zweigangantrieb und die Steuerung wurden von Welte ausgelegt und gebaut. Die Winde kann gewartet und gegebenenfalls auch ausgebaut werden, ohne dass der Kran demontiert werden muss. Die Funkfernsteuerung ist ein kleines, tragbares Kästchen von HBC. Über der Heckscheibe entdeckt man, bei genauem Hinsehen, eine Außenantenne für den guten Funkempfang auch im unwegsamen Gelände. Heckschild und Rollenbock unterscheiden sich am deutlichsten von der deutschen Welte-Lösung: Das Heckschild ist über Flachführungen fest mit dem Rahmen verbunden. Es ist weder drehbar noch kíppbar. Der Rollenbock ist nochmals auf Flachführungen heb- und senkbar.
Bemerkenswert sind die großen Seilführungsrollen mit dem großen Seildurchlass. Es ist erwünscht, dass auch Seilverbindungen, ja sogar Knoten, durch die Rollen hindurch gelangen können. Alles besser, als noch öfter die 200 m hinauf- und hinunterlaufen zu müssen.
Beim Mitfahren auf dem Zweisitz in der geräumigen Kabine fällt auf, dass das Gesichtsfeld durch das große Heckschild erstaunlich wenig eingeschränkt wird. Wesentlich für die Maschine ist auch das starke Frontpolterschild. An den Bearbeitungsspuren nach nur 300 Stunden sieht man deutlich, dass dieses Schild auch im Betrieb zum Poltern genutzt wird.

Michel Krebs ist seit 1988 ununterbrochen im Forst tätig. Angefangen hat er mit einem Fiat Someca des Schwiegervaters mit fest angebauter Doppeltrommelwinde. Schlepper verschiedener Marken folgten, darunter auch mehrere von HSM. 1992 machte sich Michael Krebs selbstständig. Das erste Fahrzeug mit Kran war ein HSM 805 im Jahr 2003. Ab 2012 arbeitete Krebs mit einem Welte W130 mit Kran, Klemmbank und Doppeltrommelwinde mit 130 m Seillänge. Im Januar 2018 bestellte er einen neuen W130. Dieser sollte aber hinsichtlich Winde, Heck- und Frontschild mehr den Anforderungen seiner Forstverhältnisse in Frankreich entsprechen. Er fand Gehör, und schon im Juli 2018 wurde das Fahrzeug ausgeliefert. Der Forstunternehmer ist zufrieden, so wie auch Daniel Heybeck, verantwortlicher Förster vom Office National des Forêts, der es sich nicht nehmen ließ, heute den Praxiseinsatz zu begleiten.

Der Vollständige Artikel ist in der Zeitschrift "Forst & Technik" erschienen, Ausgabe 11.2018.