Welte

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Schneiden, legen, rücken

Ein Welte W130M mit einem Log Max 4000T ist eine Lösung für den kleinen Wald.

Es muss nicht immer ein Harvester sein. Wer die Leistung eines Motorsägenteams nach oben erweitern möchte, kann auch zu einer Zwischenlösung greifen.

Der Bestand ist total im Eimer. Breite Streifen im Fichtenwald leuchten rötlich, und leise rieseln die Nadeln. In diesem Wald nahe dem Ort Kalletal südlich von Porta Westfalica in Nordrhein-Westfalen ist seit Monaten der Borkenkäfer zu Hause. Dennis Batzer wird den Bestand in einigen Bereichen abtreiben. Der 32-Jährige steigt dafür allerdings nicht in einen Harvester, sondern einen Welte W130M. Am Ausleger des Skidders baumelt ein Log Max 4000T. In Österreich sind Kombinationen aus Forstschlepper und Aggregat häufig. Kleine, zwischen Felswänden eingezwängte Waldstücke geben einem Vollernter oft nicht genug Futter. Hierzulande dagegen trifft man diese Paarung eher selten. Zwei Unternehmer aus Kalletal kauften sich genau diese Lösung.

Es wird lichter
Batzer benötigt zuerst einmal Durchblick. Er kramt eine Sprühflasche mit Glasreiniger aus dem Welte und schäumt damit die gewölbte Heckscheibe der Kombimaschine ein. Heute ist der erste herrliche Herbsttag des Jahres, und die Sonne strahlt vom Himmel, allerdings auch tief von vorne. Mit fleckiger Scheibe würde Batzer kaum erkennen, wo er das Aggregat ansetzen muss. Nach dem kleinen Herbstputz schwingt sich der gelernte Forstwirt und Baumschulgärtner in den Pilotensitz und startet den Motor. Unter der Haube erwacht der Vierzylinder von Volvo Penta. Anschließend schieben dessen 190 PS den Skidder rückwärts aus seiner Parkposition, um ihn gleich einen kleinen Anstieg hinaufzuziehen. Nach einer ersten, mit Stämmen bedeckten Freifläche, zirkelt Batzer den Welte in den dichten, dunklen Fichtenwald. Doch hier wird es bald lichter werden. Unzählige Bäume sind angemarkert, viele lassen merklich die Zweige hängen oder sind schlicht trocken. Ein klassischer Fichtenreinbestand mittlerer Dimension - vor einem Jahr noch Gold wert, bald Kahlschlagfläche.
Der Kran, ein Epsilon S110 mit der Reichweite 8,60 Meter, fährt aus. Der Log-Max-Kopf pendelt an den ersten Fichtenstammfuß, die Schiene klappt surrend in den Baum und Fontänen aus Sägespänen sprühen im Sonnenlicht glitzernd zu Boden. Von alll dieser Ernteromantik hat der Baum wenig. Er stürzt zu Boden und wird zügig entastet, zerteilt und seiner Krone beraubt. Auf sie wartet später ein Hacker. Und schon ist der nächste Fichtenkandidat dran. Die Ernte ist ein kurzer Prozess. Die Hydraulik des Welte pumpt dem kleinen  Log Max 4000T stets genug Öl in die Leitungen und Ölmotoren. Die Pumpenleistung des Welte reicht von Natur aus. Allerdings zogen die Unternehmer die Option "Harvestervorbereitung mit Steuerblockerweiterung". Diese Installation eines zusätzlichen Ventils bietet Welte exakt für den Einsatz eines Aufarbeitungskopfes an - Kosten rund 2.000 Euro. Mit bis zu 170 Litern bei 1.00 Umdrehungen in der Minute rotiert die Ölversorgung durch das Sysgtem des Welte. "Wir haben sogar Reserven und könnten den Druck noch erhöhen", versichert Batzer. Mit der aktuellen Einstellung erreicht der Kopf eine Vorschubgeschwindigkeit von viereinhalb bis fünf Metern pro Sekunde. Das entspricht den Vorgaben des Herstellers. Auf dem Log Max sitzt eine 670er Schiene. "Ein 55er Stammfuß kann damit noch geschnitten werden", erklärt Batzer.Allerdings: Mit über 830 Kilogramm ist das kompakte Log Max 4000T plus Rotator dennoch ein rechter Brocken. "Der S110 ist der größte Forwarderkran, der für den 130er zu bekommen ist." Dennoch muss Batzer bekennen: "Am langen Arm bekommt man das Aggregat gerade noch angehoben." Doch das Gesamtpaket, das Welte schnürte und im Juni dem Betrieb lieferte, funktioniert. Wie kam es dazu, dass Batzer eine Skidder-Aggregat-Kombi beim Maschinenbauer aus dem Schwarzwald bestellte?

Vor allem Einschlag
Batzer ist, wie gesagt, unter anderem gelernter Forstwirt. Sein Nachbar heitßt Lars Sprenger, ebenfalls Forstwirt und jahrelang eine Ein-Mann-Firma. Bereits vor seiner Lehre half Batzer seinem Nachbarn im Forst. später ebenfalls als selbständiger Forstwirt. Weil beide immer häufiger im Schlag zusammenarbeiteten, stellten sie sich irgendwann die Frage: "Warum machen wir nicht eine Firma davon?", formiliert es Batzer. Also gründete der jüngere mit dem etwas älteren 46-jährigen Lars Sprenger den Forst- und Baumfällservice als GbR. Das war im Jahr 2016. Mittlerweile zählt die Firma drei Angestellte.
Die Aufgaben der Truppe, die aus zwei weiteren Forstwirten und einem Landwirt besteht: "Vor allem machen wir motormanuellen Einschlag. Wir kommen zu fast nichts anderem", erklärt Batzer. Dabei teilt sich die Mannschaft in zwei Rotten auf, mit jeweils einem Welte an der Seite. Insbesondere der motormanuelle Bucheneinschlag steht auf der Tagesordnung. weil die Jungs mit den Sägen total ausgebucht sind, rückte der Welte in den Fokus. "Wir sind motormanuell absolut nicht mehr hinterhergekommen." Ein Gedankenspiel der beiden war, einen Harvester zu kaufen. Doch es sprach einiges dagegen: Die Zeiten sind aktuell denkbar schlecht dafür. Angesichts eines europaweit hohen Bedarfs an Maschinen sind die Lieferzeiten ziemlich lang, der Markt für Gebrauchtmaschinen leer. Zudem wäre aus der motormanuellen Einschlagstruppe ein Harvesterunternehmen geworden. Das hätte bedeutet, den Betrieb völlig neu aufzustellen. Wichtig ist den beiden dagegen die Flexibilität einer Kombimaschine mit Aggregat ohne den finanziellen Aufwand für einen Harvester und Forwarder, den es dann auch gebraucht hätte.
Viele Argumente sprachen für die Welte-Kopf-Lösung. Ein wichtiges: Der Betrieb besitzt bereits einen Welte, eine W130K. Die zwei wissen also um die Qualität des Schwarzwald-Skidders. Dazu kommt: "Mit dem W130K kann man 40 Sachen fahren. Und man bekommt alles mit." Soll heißen, der Welte ist nicht nur schneller als eine Cut-to-length-Maschine, sondern es passt auch die komplette Ausrüstung darauf. Denn den 130M haben die Unternehmer mit dem zweigeteilten Kombikorb gekauft. Somit stehen ihnen ein Rungenkorb und eine klappbare Klemmbank zur Verfügung, die ebenso als Ladeschemel dienen kann. Fahren sie zum Einsatz, wird der Korb mit Klemmbank aufgebaut, der Greifer an den Kran geschraubt und der Aufarbeitungskopf zwischen die Rungen gespannt. "So kann ein Mann komplett autark arbeiten", freut sich Batzer, und man hört, dass die Juns aus Kalletal einfach Kombinationsfans sind. Die brauchen iene Maschine, die vieles kann. Nicht zu vergessen: "Das Aggregat können wir in die Ecke stellen. Den Harvester nicht." Dennoch wissen die zwei um die Leistungsfähigkeit des Welte: Der Landesverband Lippe ist mit 16.000 Hektar Waldfläche ein großer kommunaler Waldbesitzer und der größte Auftraggeber für die Firma. Daneben gibt es aber einige Waldbesitzer in Kalletal, die gerade einmal 50 Festmeter zu ernten haben. Diese Aufträge wollen Batzer und Sprenger gleichermaßen erfüllen. Mit dem Welte ist all das möglich, da die Maschine ein schnelles Umsetzen ermöglicht und sämtliche forstlichen Aufgaben erledigt.
Aufgebaut wurde das Log-Max-Aggregat, das der Forstbetrieb neu kaufte, von Welte. Dabei verlegten die Techniker einSchlauchpaket, das vom Steuerblock am Kranfuß bis zum Anfang des Wipparms reicht. dort enden die Schläuche in einer Kupplung, durch ein Stahlblech geschützt. Von hier verlaufen die restlichen Versorgungsleitungen zum Log Max. Diese sind über zwei Hülsen an der Spitze des Teleskopausschubs aufgehängt. Hier sind die Leitungen sauber aufgeräumt, lassen sich so auch rasch demontieren. Denn beim Abbau des Kopfes werden die Hülsen mit abgesteckt. Der Abbau des Kopfes dauert nur etwa eine halbe Stunde, weil einem die Schläuche quasi entgegenfallen. Die Umrüstung von der Packzange auf das Aggregat nimmt bis zu 40 Minuten in Anspruch. Das Haupt-Schlauchpaket dagegen verbleibt immer am Kran, könnte aber ebenso komplett demontiert werden. Das ist von Vorteil, falls der Welte längere Zeit ausschließlich zum Rücken genutzt würde und man die Schläuche vor Beschädigung schützen möchte. Zudem lässt sich eine abgerüstete Maschine wieder besser verkaufen.
Der Bildschirm wie auch dei Steuereinheit in der Welte-Kabine stammen von Log Max. Der Sortimentswahl legte sich Dennis Batzer übrigens auf die linke Seite, die Aggregatfunktionen auf die rechte. Zum Abschluss übernahm ein Log-Max-Servicepartner die Endabstimmung des Kopfes.

Zu dickes bleibt stehen
Im Fichtenbestand bei Kalletal schneidet Batzer mit dem W130M soviel Holz wie möglich. Was zu dick ist oder unerreichbar für den Kran, bleibt stehen. Ein Uhr mittags stellt Batzer den Motor ab - aber nur kurz. Denn es ist Schichtwechsel und Mitarbeiter Tim Lürsen steigt auf die Maschine. Tatsächlich ist der Welte von fünf Uhr morgens bis neun Uhr abends voll ausgelastet. Während jetzt Lürsen die Maschine steuert, greift Dennis Batzer zur Motorsäge und fällt die übrigen Bäume, die von ihm oder seinem Mitarbeiter mit dem Welte entastet und zu Sortimenten geschnitten werden. Für sehr dicke Bäume setzt der Forstdienstleister auch einen Durchzugsentaster ein. Dieser steht jedoch immer dort, wo das stärkste Holz gefällt wird, ist domit regelmäßig auch mit der zweiten Einschlagstruppe und dem W130 K unterwegs. "Zwei- bis Zweieinhalb-Festmeter-Bäume sind für den kein Problem."
Das Log Max erfüllt seinen Dienst zur vollen Zufriedenheit der Unternehmer: "An einem Tag, nachdem ich einige Wochen mit dem Aggregat gearbeitet hatte, habe ich in einer Schicht gute 160 Festmeter geschnitten", berichtet Batzer. Er gibt aber zu: "Das war auch top Holz." Um auch sonst die Kombimaschine optimal einzusetzen, nutzen die Unternehmer die Stärken des Gespanns: Das Problem von Kombimaschinen mit Aufarbeitungskopf ist oftmals das schlechte Zeit-Leistungs-Verhältnis. ein Skidder erzielt kaum die nötige Schnittleistung, um damit die Maschine finanzieren zu können. Gleichzeitig kann sie in der Zeit, in der sie das Aggregat trägt nicht zum Rücken genutzt werden, die eigentliche Königsdisziölin einer solchen Maschine. Dazu kommen Zeitverluste durch den Umbau von Greifer auf Aggregat und zurück. Damit die Kombi dennoch Sinn ergibt, muss sie in Schlägen eingesetzt werden, wo sie ihre Stärken ausspielen kann. Dazu zählen eher kleinere, verstreut liegende Flächen, die bei dem Forstservice aus Kalletal häufig anstehen. Das Log Max 4000T packt laut Hersteller Durchmesser bis maximal 58 Zentimeter. alles , was dicker ist, wird motormanuell verarbeitet. Das heißt, wer einen Skidder mit einem Kopf bestückt, benötigt auch ien motormanuelles Team, das die Bäume fällt, die für den Kopf zu dick, zu schwer und zu astig sind. Zudem müssen die Männer mit den Motorsägen Bäume auch mal zufällen, an die der Kran mit der Reichweite von 8,60 Meter nicht heranlangt. Wichtig ist, die Kombimaschine nur auf die Bäume loszulassen, die ohne großen Zinnober bewältigt werden können, also die Leistung nicht mindern. Die Abstimmung zwischen der motormanuellen Truppe und dem Maschinisten muss zudem ruckelfrei ineinander greifen. Schließlich dürfen keine Bäume vergessen werden, die der Welte-Fahrer stehenlassen musste. Ist jeder Stamm aufgearbeitet, wird der W130M auf den Greifer umgerüstet und mit dem zweigeteilten Kombikorb oder nur der Klemmbank bestückt. Dann geht es ans Rücken. Wenn der Einschlagstrupp Vier- bis Fünf-Meter-Stücke schneidet, wird sogar mal ein Rückewagen an den Welte gekoppelt, wenn es das Gelände zulässt. Auf den Welte mit Korb und Rückewagen passen dann bis zu 15 Festmeter.
Vor Ort fallen heute Drei-Meter-Spanholz, Fünf-Meter-Abschnitte und das derzeit übliche Containerholz an. Ist der Bestand durchforstet beziehungsweise kahlgeschlagen und gerückt, ist die Arbeit des Welte-Log-Max-Teams getan. Den Schlusspunkt wird der Mulcher eines befreundeten Unternehmers setzen, der die Fläche pflanzfertig hinterlässt.
Die Unternehmer Dennis Batzer und Lars Sprenger haben sich eine Maschine zusammengestellt, die fast alles kann, was die Ernte von Holz erfordert. Das Konzept eines Schleppers mit Aufarbeitungskopf funtioniert, richtig eingesetzt, nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland. Möglicherweise entsteht hier gerade ein Trend, befeuert von Tausenden Hektar Schadholz, die dringen aufgearbeitet werden müssen.

Der vollständige Artikel ist in der Zeitschrift "Forstmaschinen Profi" erschienen, Ausgabe Nr. 12 Dezember 2019