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Welte W190 in neuester Ausführung beweist sein Können

Bei Maßnahmen zur Verkehrssicherung sind die Anforderungen an Mensch und Maschine besonders: Präzises Vorgehen ist gefragt, oftmals sind die Platzverhältnisse eingeschränkt. Ein wendiges, kraftvolles Arbeitsgerät hilft bei der Bewältigung – in diesem Beispiel ein W190 von Welte.

Ein kalter, klarer Januar-Morgen ist wie gemacht für die Holzernte. Also mal wieder da arbeiten, wo andere Urlaub machen? Auf den Höhen des Harz, im Schwarzwald oder Taunus? Nein, diesmal nicht: Es wird gearbeitet, wo andere – einfach wohnen. Im Stadtgebiet von Siegburg im Rhein-Sieg-Kreis steht Verkehrssicherung auf dem Programm. Einige stattliche Eichen weisen Trockenschäden auf, herabfallende Äste könnten Spaziergänger verletzen. Ein gut 50 Meter breiter Ausläufer eines kleinen Waldstücks liegt zwischen zwei Wohnstraßen, Trampelpfade zeigen, dass hier viel Volk unterwegs ist. Da wollte die Stadt als Eigentümerin kein Risiko eingehen und vergab den Auftrag zum Fällen und Rücken der Eichen. Angerückt ist hierfür ein eingespieltes Team: Die motormanuelle Fällung übernehmen Reiner Ennenbach und sein Sohn Tizian, es rückt Tim Eichenberg mit seinem Vierrad-Skidder Welte W190. Für den Ein-Mann-Forstbetrieb – seit dem Jahr 2011 im Haupterwerb – ist es bereits der zweite Seilschlepperaus der Welte-Schmiede. Im  August 2021 folgte der W190 einem W130, der Eichenberg vier Jahre lang treue Dienste leistete. Unter anderem schätzt er an seiner 240-PS-Maschine, dass der Motor vergleichsweise leise tönt. „Ich arbeite oft bei Verkehrssicherungsmaßnahmen in oder nahe Wohngebieten. Es hilft ein bisschen bei der Akzeptanz, wenn es nicht ganz so laut dröhnt“, so seine Erfahrung. Um mit dem W190 schnell und flexibel zu seinen  Einsatzorten zu kommen, lädt Eichenberg ihn auf seinen eigenen Lkw: „Das ist ein entscheidendes Plus für Flexibilität, wenn ich keinen fremden Tieflader benötige.“ 

Präzise Fallrichtung mit Winde oder Kran 

Bei einer solchen Nähe zu Häusern und Straßen ist die genaue Fallrichtung besonders wichtig. Da es sich hier nicht um einen klassischen Wirtschaftswald handelt, herrscht bei Rückegassen Fehlanzeige. Wenn Eichenberg mit seiner Maschine nicht nah genug herankommt, nutzt er die Winde, um den Baum nach erfolgtem Fällschnitt in die gewünschte Richtung zu bringen. Kann er dagegen an die Eiche heranfahren, deren Tage gezählt sind, legt er den Greifer mit eingefahrenem Teleskop an den Stamm und wartet, bis die Holzfäller mit ihrer Arbeit fertig und in sicherer Entfernung sind. Dann fährt er das Teleskop aus und gibt damit den letzten, entscheidenden Schubs. 
Am Boden sind dann wieder die Ennenbachs dran, entasten und zerteilen die Eichen-Oschis mit ihrem Stihl-Besteck. Das geht ihnen flott von der Hand, so dass Eichenberg schnell wieder gefragt ist, mit seinem kräftigen Kran X150R von Epsilon-Palfinger zuzupacken und das Langholz auf die Klemmbank des W190 zu wuchten. Dieser Kran ist mit einem Brutto-Hubmoment von 170 Kilonewtonmetern übrigens der stärkste Rückekran, den der österreichische Kranhersteller derzeit anbietet. Tim Eichenberg entschied sich für die Version mit acht Meter Reichweite, weil in dieser Variante der Kran in der Transportstellung komplett hinter der Winde verstaut werden kann. Somit hat seine Maschine in Transportstellung eine gesamte Fahrzeughöhe von 3,39 Metern. Der Aufbau dieses Krans ist möglich, da bei dieser Version des W190 der stärkere Hinterwagen aus der Sechszylinder-Baureihe die nötige Stabilität und Standsicherheit bietet. 
Eichenbergs W190 ist einer der neuesten Ausführung: optisch fast unverändert, aber doch mit entscheidenden Kleinigkeiten, die entweder durch die Abgasvorschriften nötig waren oder den (Bedien-)Komfort erhöhen. Der Vierzylindermotor von Volvo-Penta entspricht jetzt der EU-Abgasnorm Stufe V (TIER 5). Für die Abgasreinigung ist ein zusätzlicher Filter nötig, den die Welte-Konstrukteure unter der Motorhaube
unterbrachten. Die baut dadurch etwas höher. Für Tim Eichenberg passt diese Lösung: „Die höhere Haube stört nicht, ich finde das besser als beispielsweise den Anbau außen mit einem wuchtigeren Auspuff.“ Die Staukästen außen an der Maschine sind noch etwas geräumiger geworden, jetzt steht auch der Kombikanister für die Motorsäge aufrecht und sicher. Die Deckel wurden mit Gasdruckdämpfern versehen.

Mehr Komfort, mehr Computer

Für erhöhten Fahrkomfort sorgt im Welte-Skidder die neue, passive Kabinenfederung, die simpel, aber wirkungsvoll den Piloten von Stößen entlastet. Eichenberg bestätigt: „Den Unterschied zu meinem Vorgänger ohne Dämpfung spüre ich deutlich.“ Welte-Verkaufsberater Frank Hellekes ergänzt: „Diese Federung bieten wir erstmals bei Skiddern an, vorerst für die Vierzylinder-Baureihe.“ An der Kabinenrückseite sitzen gut geschützt zwei Federbeine, die zusammen mit den herkömmlichen Gummidämpfern an der Kabinenfront eine erhebliche Verbesserung des Fahrkomforts bewirken. Das Kippen der Kabine nach vorne ist nach wie vor schnell und einfach durch das Ziehen von zwei Bolzen möglich. 
Der aktuelle Bordcomputer kann Einiges mehr als sein Vorgänger. Welte verpasste dem neuen W190 zwei Displays. War beim vorherigen Modell der Fahrcomputer nur an der A-Säule verbaut, sitzt beim neuen Modell das Hauptdisplay mit Touch-Funktion stufenlos verstellbar vor der Panorama-Heckscheibe. Diese Verstellung ist eine Erwähnung wert, weil die Welte-Skiddder vollwertige Einstiegstüren rechts und links bieten. Je nach bevorzugter Einstiegsseite kann der Fahrer das Display für sich optimal positionieren. 
Der Fahrcomputer zeigt die Fahrdaten und den kompletten Maschinenzustand. Welte geht hier definitiv mit der Zeit und stellt im Bordcomputer die Bedienungsanleitung und ein Ersatzteilbuch mit Teilenummern zur Verfügung. Die Fernwartung mit Unterstützung der Servicetechniker ist an dieser Stelle ebenfalls möglich. Der Fahrer kann auf dem Touchdisplay alle Einstellungen für Kran, Antrieb und Winde vornehmen. Für  verschiedene Hiebsflächen lassen sich unter anderem zurückgelegte Wegstrecken, Einsatzstunden sowie Dieselverbrauch ermitteln und speichern. Die Bilder der an dieser Maschine verbauten Frontkamera erscheinen ebenfalls auf dem Bildschirm, sobald Eichenberg vorwärts fährt und dabei rückwärts sitzt – quasi ein digitaler Spiegel. Für die Vorwärtsfahrt ist aber trotzdem ein zusätzliches Display an der A-Säule verbaut. So hat der Fahrer in jeder Sitzposition immer einen guten Überblick über die Maschinendaten.

Im festen Griff der Klemmbank

Na klar, Herzstücke eines Skidders sind Klemmbank und Winde. Tim Eichenberg entschied sich wie schon bei seinem ersten Welte für die hauseigene, patentierte Lösung des Maschinenbauers, der in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag feiert. Die Klemmbank mit ihrer durchdacht geformten Zackenleiste ist auf dem Heckschild drehbar und für Seilarbeiten hydraulisch verriegelbar. Bei der Welte-Doppeltrommelwinde mit einer Summenzugkraft von 16 Tonnen sind hochverdichtete Stahlseile des Durchmessers 13 Millimeter aufgezogen. Sie bietet ausreichend Kraft sowohl zum Beiseilen, als auch zum windenunterstützten Fällen von großkalibrigen Stämmen. Das demonstrierte Tim Eichenberg bei diesem Einsatz nachdrücklich: Für ihn ist das kompakte und wendige Kraftpaket eindeutig die richtige Wahl. 

Der vollständige Artikel von Johanna Waid ist in der Forstzeitschrift "Forstmaschinen-Profi" erschienen, Ausgabe Februar 2022