Welte

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Der Türöffner

Der neue W130K ist für Stefan Heimes der Sechsrad-Skidder für den richtigen Auftritt

Wenn einer seit Jahren Maschinen der selben Marke fährt, gibt er selten Gründe für seine Entscheidung an. Er ist eben Fan. Stefan Heimes kaufte nun seinen vierten Welte. Aber Argumente dafür gehen ihm noch immer nicht aus.

Im Stadtwald Eversberg bei Meschede im Sauerland stehen prachtvolle Fichten. Säulengleich ragen sie in den Himmel und krallen sich wie Bergsteiger in die beachtlichen Hänge vor Ort. Zwei Waldarbeiter warten an einer dieser dicken Fichten auf ihren Einsatz. Ein Meter über ihnen spannt sich ein Stahlseil vom Baum zu einem Deutz 431 mit Sechs-Tonnen-Winde. Rund 8.000 Betriebsstunden hat der Seilschlepper schon abgespult, jetzt kommen weitere dazu. Über Funk und Handzeichen gibt der Maschinist im Deutz das Okay. Einer der Männer versenkt seine Husqvarna 562 XP ins Nadelholz, kurz darauf knackt die 25-Meter-Fichte weg und wirft sich, begleitet von einem spürbaren Luftstoß, zu Boden. Sogleich legen die Waldarbeiter ihre Sägen an den Stamm und befreien ihn von seinen Ästen. Damit die Sägenführer auch an den letzten Zweig der Fichte kommen, ist nun wortwörtlich der Maschinenführer am Zug: Er schlägt das Rückeseil neu am Stamm an und dreht mit einem kurzen Ruck den Baum. Das erspart den Männern die kräftezehrende Arbeit mit dem Stammwender. Und gut organisiert geht es weiter: Ist der Stamm gedreht, verläßt der Maschinenführer den Deutz, kluppt den Stamm und notiert die Maße, während die anderen beiden den Stamm weiter aufarbeiten. Anschließend wird der Rohschaft an die Gasse vorgeliefert und erst dort sortimentiert.

Doch im Grunde fällt hier nur Langholz an. Gut, daß das letzte Glied in dieser Arbeitskette zugleich das stärkste ist: Ein W130K von Welte übernimmt die Endrückung. Veranstalter dieser durchdachten Logistik ist der Forstbetrieb Heimes OHG. Der 33 Jahre alte Geschäftsführer Stefan Heimes blickt mit Freude auf das forstliche Räderwerk: „Ein eingespieltes Team.“ Gelernt hat Heimes eigentlich Außenhandelskaufmann. Vom Vater Heribert, einem gelernten Forstwirt, der das Forstunternehmen im Jahr 1981 aus der Taufe hob, übernahm er den Betrieb. Stefan Heimes wuchs also klassisch in die forstliche Arbeit hinein. Schon mit elf half er beim Entasten. Und der Betrieb wuchs mit ihm: Viele Jahre setzten Vater und Sohn Pfanzelt-Maschinen ein. Ab dem Jahr 2010 schwenkte man um: weniger Schlepper, mehr robuste Skidder, am besten mit sechs Rädern, um Bänder aufziehen zu können. In den vergangenen sieben Jahren kaufte Stefan Heimes bereits vier Neumaschinen vom Breisgauer Forstmaschinenhersteller Welte. Eine davon ist erst seit wenigen Monaten Mitglied in der ausgefuchsten Logistikkette des Heimes-Teams – der neue W130K.

Den Vierzylinder stellte Welte auf der KWF-Tagung 2016 vor. Welte-Verkäufer Frank Hellekes vergleicht den Sechsrad-Skidder mit einem Sportler: „Der W130K ist wie ein Ringkämpfer. Er wirkt nicht bedrohlich, hat aber enorme Power.“ Denn neu ist nicht nur dessen Kabine mit breiter Panoramascheibe im Heck. Die Maschinenschmiede aus Freiburg wählte einen Volvo Penta Vierzylinder mit 5,2 Litern Hubraum und 190 PS als Taktgeber. Früher steckten Deutz-Motoren unter der Haube mit 136, 154 oder 175 PS. Nun erfüllt der Volvo-Motor die neuen Ansprüche von Welte: mehr Leistung und Tier 4 final ohne Partikelfilter. Für das neue Triebwerk plus Abgasanlage baute Welte einen neuen Rahmen, und der Vorderwagen wuchs um 35 Zentimeter in die Länge. Doch auch hohe Drehmomente sprechen für das Schweden-Herz, erklärt Frank Hellekes: „Der Volvo bietet 840 Newtonmeter bereits bei 1.200 bis 1.500 Umdrehungen pro Minute. Das st top für einen Vierzylinder.“ Und er fügt hinzu:"In der Praxis heißt das, in diesem Drehzahlbereich können Drehmomente erreicht werden, die es früher nur mit einem Sechszylinder gab.“ Das bedeutet Kraft für das Bändigen langer Fichten und einen geringeren Spritverbrauch. Schöner Nebeneffekt des neuen Motors: Der Volvo Penta hat nach vier Sekunden fertiggeglüht und „startet gleich durch“, so Heimes. Der Deutz brauchte noch zehn Sekunden.

Verjüngungsschützend arbeiten

Schon der Vorgänger der Neumaschine war ein W130K, der nach 7.800 Stunden getauscht wurde. Für Stefan Heimes erfüllt die Kompakt- Version der Sechsrad-Kombimaschine – K steht für den kürzesten Radstand von 4.360 Millimetern – mehrere Funktionen: „Ich sehe den W130K auch als Türöffner. Man fährt nicht gleich mit der großen Maschine zum Kunden.“ Ein gewichtiges Argument im hiesigen Stadtwald von Eversberg: Laut zuständigem Förster Roland Wiese schenkte Graf Gottfried III. von Arnsberg vor 750 Jahren den Eversberger Bürgern diesen Wald. Entsprechend persönlich nehmen es die Bewohner des Sauerländer Örtchens, wenn ein Unternehmer in ihrem Forst zugange ist. Womit ein weiteres Argument für den Welte angeschnitten ist: „Oberste Priorität ist, verjüngungsschützend zu arbeiten“, erklärt Heimes. „Dafür fällen wir viel bergauf, was meist nur mit seilunterstütztem Fällen möglich ist.“ Dabei zieht das Einschlagsteam das Seil regelmäßig weit über 80 Meter aus. Und für lange Seilstrecken spielt der W 130 die entscheidende Rolle – eine dicke Rolle: Die Zehn- Tonnen-Doppeltrommel trägt einmal ein 11er Seil mit 155 Metern sowie ein 12er Seil mit 130 Metern Länge. Zwar kostet die große Winde knapp 4.000 Euro Aufpreis, und der Kran der Maschine sitzt wegen des größeren Trommeldurchmessers acht Zentimeter weiter oben. Aber dieser leichte konstruktive Nachteil war es wert, beschreibt Heimes: „Es ging uns um die Seilkapazität für unsere langen Seilstrecken.“ Auch bei schlechtem Wetter, wenn Gassen nicht befahren werden können, kann die Mannschaft manche Strecke mit dem Seil überbrücken, anstatt zu fahren.

Doch am heutigen Tag kann gefahren werden. Gesteuert wird der W130K außer von Heimes vom Mitarbeiter Marius Pascutoiu. Der gebürtige Rumäne arbeitet seit acht Jahren im Betrieb. Von der Waldstraße aus zieht Pascutoiu einen Fichtenstamm nach dem anderen aus dem Bestand und legt sie an den Wegesrand. Liegt eine Fuhre Fichte beisammen, sortiert er die Stämme zwischen die beiden großen Stahlzargen einer Burger- Klemmbank vom Vorgänger-Welte und schickt sich an, zum Polterplatz zu fahren. Beim Hantieren mit den Stämmen verläßt sich der Fahrer auf einen Epsilon-Kran S110F86 mit 8,60 Meter Reichweite. „8,60 Meter reichen, schließlich liefern wir ja vor“, erläutert der Chef. Wichtig war dem Unternehmer ausreichende Kraft, um Stämme auch über die Naturverjüngung zu hieven, die es zu schonen gilt. Mit einem Nettohubmoment von 104 Kilonewtonmetern und einem Schwenkmoment von 36 Kilonewtonmetern sollte jede kleine Fichte sicher sein. Natürlich wären ein paar Meter mehr Reichweite nicht zu verachten. Doch der Wipparm der Zehn-Meter-Variante des Epsilon ragt hinten 35 Zentimeter länger in den Himmel als der F86 und könnte im Sauerländer Hang schon mal gegen andere Bäume schrammen. Da erschien dem Unternehmer die kompaktere Greifverlängerung sinniger. Für den sicheren Griff in den Waldweg vertraut der Unternehmer vorne auf Tianli 28L-26 und hinten auf Nokian Forest King TRS-LS2 mit den Maßen 710/40-22.5. Serienmäßig steckt Welte Trelleborg oder Tianli an die Vorderachse, doch der Fahrer Pascutoiu schätzte den Seitenhalt der Tianli höher ein. Für zusätzlich Grip sorgen auf den Bogies Eco-Track-Bänder vom Typ „Of“ des Herstellers Olofsfors. Voll beladen klettert der W130K derart besohlt die ansteigende Waldstraße hoch. Der Maschinist kann grundsätzlich pro Gang auf drei Fahrmodi zurückgreifen: eine langsame Geschwindigkeit für Fahrten am Hang, eine mittlere für die Rücketätigkeit – der Motor läuft hierbei mit der Arbeitsdrehzahl von zirka 1.300 Umdrehungen pro Minute – sowie eine schnelle Fahrgeschwindigkeit für die Strecke zwischen Polter und Rückeort. Fahrgeschwindigkeiten von bis 10,5 Kilometer pro Stunde im 1. Gang und bis 35 Kilometer pro Stunde im 2. Gang werden so möglich. Vor einigen Jahren ließ sich die Firma Welte aber noch etwas Besonderes einfallen: SIB. Die Abkürzung steht für „Schalten In Bewegung“. Welte kombinierte ein Zweigang-Getriebe von NAF und mit einer Linde-Steuerbox. Mit dieser Technik kann nun während des Fahrens geschaltet werden. Denn Maschinen mit einem klassischen Zweigang-Getriebe müssen für den Gangwechsel gestoppt werden. Dabei muß der Fahrer zwei typische Nachteile in Kauf nehmen: Fährt er beispielsweise im ersten Gang mit der vollbeladenen Maschine aus dem Bestand auf den Waldweg, überbrückt er entweder die Strecke zum Polter im gewählten Gang und akzeptiert damit hohe Drehzahlen und erhöhten Kraftstoffverbrauch. Oder er stoppt die Maschine, schaltet dann in den zweiten Gang, muß anschließend aber die volle Fuhre erst wieder in Schwung bringen, was ebenfalls Diesel und Zeit kostet. Bei seinem W130K dagegen nimmt Heimes kurz das Gas weg und kann, während die Maschine noch rollt, hochschalten. Das System SIB bietet Welte im W130K mittlerweile serienmäßig an, für Verkäufer Frank Hellekes nur logisch: „Das Schalten unter dem Fahren spart Kraftstoff, ist für den Fahrer grundsätzlich streßfreier, zudem reduziert das rechtzeitige Schalten Motorenlärm.“ Über eine Wippe am Joystick wird SIB betätigt. Weil eine Elektronik aber das Einlegen des Ganges zum richtigen Zeitpunkt steuert, ließ Stefan Heimes den SIB-Schaltvorgang akustisch unterlegen.     Das erfolgreiche Schalten wird zwar stets auf dem Display in der Maschine angezeigt, doch wenn der Gangwechsel zusätzlich von einem Piepen begleitet wird, kann sich Unternehmer Heimes den Blick auf den Bildschirm sparen: „Man sitzt ja häufig mit dem Gesicht Richtung Heckscheibe, und das Bediendisplay sitzt serienmäßig an der Frontscheibe. Um zu wissen, wann SIB schaltet, muß ich nicht den Kopf wenden.“

Gewölbte Spiegel

Überhaupt schätzt es Heimes, wenn er den Blick nur selten vom Geschehnis auf dem Hinterwagen des Welte abwenden muß. Denn nicht nur der Gangwechsel ist optimiert, auch die Kabine: Der Monitor für die Rückfahrkamera klemmt nicht etwa an der Armlehne des Fahrersitzes. Heimes ließ ihn an die Kabinenrückwand kurz unter dem Dachhimmel montieren. So kann er in Arbeitsposition quasi aus den Augenwinkeln sehen, was die Rückfahrkamera zeigt. Schöner Nebeneffekt: Blendende Sonnenstrahlen erreichen den Bildschirm jetzt nicht mehr. Zudem hilft das Bild der geschützt zwischen den Seilauswürfen montierten Kamera dem Fahrer, die Mitte des Weges anzupeilen. Ebenfalls für eine gute Peilung des Arbeitsumfeldes sorgen zwei Panoramaspiegel, die serienmäßig in der Kabine glänzen. In der alten Kabine gab es noch einfache Spiegel, die jetzige Wölbung verbessert die Sicht nach vorne und hinten deutlich. Dazu kommt laut Stefan Heimes: „Die alten eckigen Spiegel beschränkten in manchen Arbeitssituationen auch die Sicht nach draußen.“ Die neuen Spiegel sind kleiner und verschwinden mehr in der Kabine.

Eben weil der Blick des Maschinisten vor allem auf dem Holz und der Umgebung ruhen sollte, sind die Joysticks so belegt, daß die entscheidenden Funktionen bedient werden können. Dazu Frank Hellekes: „Der Fahrer braucht seine Finger nicht von den Joysticks zu nehmen, um die Maschine vollumfänglich bedienen zu können.“ Zusätzlich zur Bedienung von Kran und Klemmbank sowie der Fahrfunktionen finden sich am linken Steuerknüppel zwei Taster für die Differentialsperren vorne und hinten. Diese können somit während der Fahrt durch eine Fingerbewegung zugeschaltet werden. Denn in manch verwinkeltem Rückegassensystem kann mit der Knicklenkung und einer vorne oder hinten eingelegten Sperre die Geländegängigkeit und Lenkfähigkeit der Maschine positiv beeinflußt werden. Am rechten Joystick sind zwei Taster für das Mittelgelenks zuständig, worüber es der Fahrer rasch situationsbedingt sperren und öffnen kann. Und damit sich Heimes nicht zu den Armaturen strecken muß, wenn es regnet, ließ er sich den Scheibenwischer auf die Joysticks legen.

Gelenkt wird der Skidder wie meist bei Welte durch Drehen des rechten Joysticks oder, seit zwei Jahren, über eine dort angebrachte Wippe. So oder so, dank stärkeren Lenkzylindern im Mittelgelenk, die für 15 Prozent mehr Lenkkraft als beim Vorgängermodell sorgen, haben sich laut Hellekes die Fahreigenschaften verbessert. Darüber freut sich Unternehmer Heimes: Da dieser sich bisher keinen Tieflader leisten wollte, greift er häufiger zum Lenkrad und setzt den W130K auch über weitere Strecken auf eigener Achse um. Was anderen Unternehmern unwirtschaftlich erscheint, war für Heimes ein Grund, eine Welte-Maschine zu kaufen. Deren Kühlsystem ist für lange Straßenfahrten ausgelegt, da sich sämtliches Öl für Fahrantrieb und Arbeitshydraulik in einem Tank befindet. Die gesamte Ölmenge ist somit ständig im Umlauf, kühlt dadurch besser ab und durchfließt zusätzlich nach jedem Pumpvorgang einen Ölkühler.

Doch ein Welte-Skidder gehört in erster Linie auf den rumpeligen Waldboden. Dort setzt ihn der Forstbetrieb Heimes meist für die Langholzrückung ein. Dafür nutzt Stefan Heimes die 1,2- Quadratmeter-Klemmbank von Burger, die schon die Vorgängermaschine trug. Doch um hin und wieder auch Kurzholz aus dem Wald zu schaffen, gönnte er sich einen Rungenkorb. Für den neuen W130K konstruierte Welte als Option gleich einen neuen Korb. Dessen Stirngitter ist mit einem Rungenpaar fest verbunden und als Einheit auf einem Rahmen verschweißt. Auf den Rahmen lassen sich verschiebbare Rungenpaare mit Schnellspanner installieren. Heimes entschied sich für ein zusätzliches Rungenpaar. Nachdem die Klemmbank demontiert ist, kann der Korb auf den Hinterwagen gesteckt werden. Allerdings bietet Welte für die K-Version des W130 keinen Schnellwechsel-Hydaulikblock. Denn dieser paßt aus Platzgründen nicht unter die Klemmbank. Dort verlegt Welte das Schlauchpaket, wo es sich gut vor Beschädigungen schützen läßt. Dennoch kann die Klemmbank in wenigen Minuten mit dem Korb getauscht werden.

Doch wie gesagt, heute wird wie meistens Langholz gerückt. Und nachdem der Fahrer des Welte alle Fichten aus der Klembank auf den Polter gehievt hat, krallt sich der W130K mit seinem Olofsfors-Band in den Sauerländer Hang wie die hiesigen Fichten, um das nächste Bündel zu holen. Denn er ist das stärkste Glied in der gut organisierten Logistikkette der Heimes OHG. Und das forstliche Räderwerk aus Deutz-Schlepper, Waldarbeiter-Team und W130K darf nicht stillstehen. Schließlich müssen noch einige der dicken Fichten geworfen werden.

Der Artikel ist erschienen:

J. Delbrügge: Forstmaschinenprofi, Augabe 04 April 2017